Wriezener Alte Oder von Wriezen nach Schiffmühle

03.04.2016 - Kajak-Tagestour auf kleinem Wiesenfluß im Oderbruch

Länge: 16 km



Wriezen ist eine unscheinbare, im Krieg stark zerstörte Kleinstadt mit 7.300 Einwohnern etwa 10 km südöstlich von Bad Freienwalde. Der Nazi-Bildhauer Arno Breker hatte hier mal sein führergesponsortes Atelier mit Kanal- und Bahnanschluss in die Reichshauptstadt für seine monumentalen Machwerke. Davon zeigt sich nichts mehr.

Am Ostrand von Wriezen fließt die Wriezener Alte Oder entlang und schlängelt sich über ca. 15 km durch Feld und Wiesenland des Oderbruchs. Ursprünglich war dieser Oderarm bis zum Durchstich zwischen Güstebiese und Hohensaaten 1753 einmal der Hauptarm der Oder – davon ist bei diesem hier knapp 10 Meter breiten Flüsschen nun nicht mehr viel zu spüren. Am Hafen ist direkt an einer ehemaligen Kalkbrennerei mit zwei imposanten Schornsteinen und der etwas verfallenen Villa des ehemaligen Besitzers eine gute Einstiegsstelle mit Parkmöglichkeit zu finden. 100 Meter nördlich findet sich der Kanuverleih Wriezen, der aber Anfang April noch nicht geöffnet hat. Das Wasser ist leider recht schmutzig. Milchig trübe fliesst es dahin und scheint von kräftiger Frühjahrs-Düngung der umliegenden Felder zu künden. Trotz der miserablen Wasserqualität finden sich aber einige Angler entlang der Strecke.

Einstiegsplatz am Wriezener Hafen
Einstiegsplatz am Wriezener Hafen

Nach dem Einstieg bemerke ich gleich den angenehmen Effekt der Strömung, die zwar nicht viel mehr als 1km/h beträgt, aber zusammen mit dem engen Ufer für ein Gefühl von Leichtigkeit und gutem Vorankommen sorgt. Wriezen bleibt schnell zurück – gleich hinter dem Ort mündet rechts ein weiterer noch schmalerer Oderarm ein, die Alte Oder, die von Güstebieser Loose herführt. Danach gibt es hauptsächlich schilfbestandene Ufer, Erlenbestand und Bruchwald und vor allem Ruhe.

Unterwegs auf der Wriezener alten Oder
Unterwegs auf der Wriezener alten Oder

Ich begegne keinem einzigen Paddler oder Boot bis auf die erwähnten Uferangler hier und da. Einige Bussarde kreisen in der Luft, gelegentlich fliegt unvermittelt ein Entenpärchen auf – einmal muss ich eine Schwanenattacke mit viel Coolness parieren. Bei Neugaul finden sich die Reste eines Rastplatzes am Ufer. Ein trister Holzunterstand und ein verfallenes Häuschen, der Beleuchtung nach noch aus DDR-Zeiten, laden nicht wirklich zum Verweilen ein. Einen aktiv geförderten Wasserwandertourismus gibt es hier nicht. Ich frage mich letztlich, ob das Paddeln hier überhaupt ganz legal ist – ist das hier vielleicht alles unter Naturschutz? Aber immerhin gibt es ja den Kanuverleih in Wriezen. Es geht in Windungen weiter, langsam verbreitert sich das Flüsschen ein wenig. Schon bald taucht am Horizont die Landschaftserhebung bei Schiffmühle auf.

Wriezener alte Oder bei Schiffmühle
Wriezener alte Oder bei Schiffmühle

Im Ort Schiffmühle, der sich zwischen Hang und alter Oder entlang schmiegt, kann man rechts über ein Sperrwerk in die Stille Oder gelangen. Ich fahre hindurch und schaue mich kurz um, die Stille Oder ist hier fast seenartig verbreitert. Ein Schwanenpärchen plustert sich in einiger Entfernung drohend auf und ich drehe ohne Absicht, weiter zu stören, wieder um.

Alte Oder - Sperrwerk bei Schiffmühle
Alte Oder – Sperrwerk bei Schiffmühle

Die Fahrt geht noch durch den Ort mit vielen Ufergrundstücken und durchgehend privaten Steganlagen. Ich unterquere die B158 und beende die Tour nach etwa 2 Kilometern an der stillgelegten alten Eisenbahnbrücke westlich von Schiffmühle, von der man noch einmal zurück blicken kann. Hier hatte ich vor Beginn der Tour mein Fahrrad stationiert (von Bad Freienwalde kommend noch vor der Brücke führt links eine kleine Strasse über einen Deich bis zur Eisenbahnbrücke. Nicht vor dem Deich rechts herunterfahren – dort geht’s nur bis zu einem privaten Schiessplatzgelände). Das Kajak bleibt nun mit einem Stahlseil angekettet an einem Strommast zurück (warum habe ich eigentlich immer das unsinnige Gefühl, dass jemand ein altes Kajak klauen würde) und ich radle die 16 Kilometer über Bad Freienwalde nach Wriezen zurück, hole das Auto und fahre zurück – das Boot ist wunderbarerweise noch da, wer hätte das gedacht. An der Brücke kann man natürlich auch eine Tour nach Norden starten bis nach Oderberg, Richtung Schiffshebewerk Niederfinow, zur Oder / Friedrichsthaler Wasserstrasse oder auch auf halber Strecke über den Freienwalder Landgraben zurück nach Bad Freienwalde paddeln.

Ausstiegsmöglichkeit unter der alten Eisenbahnbrücke bei Schiffmühle
Ausstiegsmöglichkeit unter der alten Eisenbahnbrücke bei Schiffmühle

Update: lt. Jübermann ist für das Befahren der alten Oder ab Ostern inzwischen eine Vignette erforderlich (5 €). Diese ist bei den örtlichen Touristeninformationen und Bootsverleihen erhältlich.

Kartenansicht der Tour