Peenetour Salem / Kummerower See – Demmin und retour

13.07.-14.07.2019 - 2-tägige Kajaktour auf der mittleren Peene vom Kummerower See bis Demmin und zurück

Länge: 48 km



Wo die Peene nun ihre eigentliche Quelle hat, darüber scheiden sich die Geister, sie hat eben viele Zuflüsse und wer mag, kann sich bei Wikipedia über Westpeene, Ostpeene, Teterower Peene, Kittendorfer Peene und weitere Zuflüsse genauer informieren.

Tatsache aber ist, dass ich es immer noch nicht geschafft habe, von mindestens einer dieser Quellen bis zur Mündung zu paddeln und das Unterfangen aus Zeitmangel zu einem mehrjährigen Puzzlespiel werden muss. Ein weiteres Stück dieses Puzzles wollte ich an diesem Wochenende hinzufügen, nämlich die etwa 24km lange Strecke im Mittelllauf der Peene vom kleinen Ort Salem am südwestlichen Ende des Kummerower Sees, den die Peene durchfliesst, bis zum Städtchen Demmin, wo der kleine Wiesenfluss Tollense in die Peene mündet. Und da der öffentliche Nahverkehr am Wochenende besonders lahmt und ich auch nicht erst mein Fahrrad für die Rückfahrt in Demmin stationieren wollte, war der Plan, anderntags von Demmin einfach wieder zurückzupaddeln und damit meinen Eindruck von diesem Flussabschnitt zu vertiefen.

Denn da die Peene auf ihrer Gesamtlänge von ca. 100km (ab Malchin) bis zur Mündung in den Peenestrom grade mal 30cm Gefälle aufweist und daher so gut wie keine Strömung, hat man die freie Richtungswahl und sollte lediglich bei stärkeren Wind überlegen, ob man lieber flussauf- oder abwärts paddeln möchte. Interessant ist auch, dass der Gewässergrund der Peene bei Malchin sogar unter dem Meeresspiegel liegt.

WWR Salem
Steganlage des Wasserwanderrastplatzes Salem

Am Wasserwanderrastplatz Salem sind genügend Parkplätze vh., die Steganlage ist kajak-kompatibel. Zelten scheint man hier allerdings nicht zu können. Schnell ist das Seayak gepackt und ich steuere auf dem Kummerower See nach Norden Richtung Aalbude, wo die Peene wieder zum Fluss wird. Bis dahin sind es etwa 8 Kilometer. Der See ist groß und weit, nur vereinzelt sind Segel- und Motorboote unterwegs, obwohl es sonnig ist und eine leichte Brise weht.

Kummerower See
Blick ostwärts über den Kummerower See

Mit hochgeklapptem Steuer fahre ich über tief in den See reichende Stellnetze hindurch. Hinter mir am Westufer liegt ein kleiner Höhenzug, der wohl zur mecklenburgischen Schweiz gehört. Ansonsten ist das Seeufer flach und schilfbestanden, in Ufernähe ist der Grund gut zu sehen. Der See ist windanfällig, als es einmal kurz aufbrist, bauen sich sogleich kleinere Wellen auf. Bei mehr als 4 Bft. sollte man sich gut überlegen, hier zu paddeln.

Kummerower See - Windböe
Aufpassen: kleine Böe am Kummerower See

Die auf Googlemaps deutlich sichtbare Einmündung der Westpeene bei Neukalen ist vom See aus kaum einzusehen, nur 2 Fahrwassertonnen zeigen die Mündung an. Nach etwa 5 Kilometern lege ich eine kleine Pause auf dem Wasser ein, dann geht es direkt auf das betonnte Peene-Fahrwasser bei Aalbude zu, das ebenfalls mit Stellnetzen verbaut ist, die aber mit eingeklapptem Steuerblatt überfahren werden können.

Peeneeinmündung bei Aalbude
Fahrwasser der Peeneeinmündung in den Kummerower See bei Aalbude

Aalbude macht mit seiner Marina und einigen Buden am Ufer einen geschäftigen Eindruck, aber ich möchte lieber erfahren, wie urtümlich die Peene ab hier ist und fahre schnell vorbei. Zunächst störtnoch eine Stromtrasse am Horizont das Idyll, dann aber ergibt sich das typische Peenefeeling: Wiesen und lichte Bruchwälder hinter dicken Schilfbüscheln und immer wieder Abzweige und seenartige, meist mit halbzerfallenen Holzpfählen abgetrennte Ausbuchtungen (alte Torfstiche) voller Seerosen. Der hier schon etwa 25 Meter breite und immer von einer kleinen Brise belüftete Fluss windet sich ohne merkliche Strömung in kleinen Abschnitten durch die Landschaft.

Peene zwischen Aalbude und Demmin
Peene zwischen Aalbude und Demmin

Mir fällt auf, dass trotz der üppigen Vegetation nur wenige Vögel zu sehen sind. Ein paar Möven am Kummerower See, wenige Schwäne, keine Graureiher oder Kormorane, nicht einmal die gemeine Stockente, geschweige denn Störche und Seeadler, von denen die Tourismusindustrie stolz berichtet. Es ist nicht wenig Motorbootverkehr unterwegs, dagegen eher wenige Paddler und Kanuten in Mietbooten. Mehrfach kommt hinter der nächsten Biegung lautes Außenbordergeräusch heran und der immer männliche, immer jugendliche Raser bremst dann abrupt ab, um nach einer kleinen Verlegenheitssekunde gleich wieder aufzudrehen. Falls das die Regel ist auf diesem Peeneabschnitt, würde ich es mir als Graureiher auch überlegen, hier mein Revier aufzuschlagen. Die Naturschutzidylle trügt also und ein paar Kontrollen wären durchaus angebracht, denn die erlaubte Höchstgeschwindigkeit liegt grade mal bei 12 km/h. Schilder gibt es keine. Auch die Lokalpresse hat vor Jahren schon über die Missstände berichtet, passiert ist wohl nichts.

Nachdem sich mein innerer Oberwachtmeister beruhigt hat, stelle ich aber fest: Dominieren tut trotz des Wochenendverkehrs auf der Peene eine wohltuende Stille weitab von aktiver Zivilisation.

Schilfbüschel am Peeneufer
Schilfbüschel am Peeneufer
Peene zwischen Trittelwitz und Demmin
Peene zwischen Trittelwitz und Demmin

Aussteigen und pausieren außerhalb der offiziellen Wasserwanderrastplätze ist aufgrund der dichten und sumpfigen Schilfufer und natürlich der Naturschutzhinweise allerdings nicht möglich. Der erste WWR etwa 8 km hinter Aalbude ist Trittelwitz und um diese Uhrzeit (ca. 17 Uhr) bereits gut besucht.

WWR Trittelwitz
Wasserwanderrastplatz Trittelwitz

Ich paddle weiter meinem Tagesziel entgegen. Nicht ganz 4 Kilometer flussabwärts gibt es auf der linken Uferseite noch einmal einen Rastplatz, die Kanu- und Steganlage der Hansestadt Demmin. Noch einmal 2 km weiter vor Demmin wird erstmals etwas Uferbebauung sichtbar. Dann weist links ein Schild auf den etwa 400m weiter in einem Seitenarm gelegenen Wasserwanderrastplatz Demmin. Ich fahre aber erst einmal weiter auf den imposanten Backsteinspeicherbau am Hafen mit der davor befindlichen Klappbrücke zu, die grade in Betrieb ist.

Hafenspeicher Demmin
Hafenspeicher Demmin am Horizont

Vor der Brücke kann man links abbiegen und sich unter einer niedrigen Überführung grade noch durchschlängeln in einen stillen Seitenarm. Dort wird auch gleich rechts die Einfahrt zum WWR Blauweiß-Demmin sichtbar. Auf einer kleinen Wiese zwischen den Stegen baue ich mein Zelt auf und begebe mich auf einen kleinen Spaziergang in die Stadt. Der Backsteinspeicher im Verbund mit einigen älteren Speichern macht einen noch gewaltigeren Eindruck und weist auf die Bedeutung Demmins als Hansestadt – die prangende Jahreszahl 1940 allerdings auch auf eine unrühmliche Zeit.

Der Stadtkern um die schöne Kirche ist von eher einförmigen Plattenbauten und einer engen Durchgangsstraße verschandelt, auf der tiefergelegte schwarze Audis mit dumpf pumpenden Bassboxen und kurzgeschorener Landjugend ins Wochenende unterwegs sind. Insgesamt macht Demmin aber einen nicht ganz so abgerockten Eindruck wie Anklam. Ich finde einen Rewemarkt, der bis 22 Uhr geöffnet ist, mache mich verproviantiert auf den Rückweg und verbringe den Abend entspannt lesend auf einer Bank des WWRs.

Zeltwiese WWR Blau-Weiß Demmin
Zeltwiese des WWR Blau-Weiß Demmin

Am nächsten Morgen zahle ich faire 5 Euro für die Übernachtung und paddle nun stromaufwärts zurück zum Kummerower See. Der Himmel ist dicht bewölkt und die Landschaft wirkt nun wesentlich rauher. Interessant, wie ein einfacher Richtungswechsel und eine Veränderung in der Beleuchtung der gleichen Strecke eine ganz andere Atmosphäre verleihen kann und so bin ich mit der Tourenplanung ganz versöhnt, auch wenn ich an diesem Tag gerne noch weiter bis Jarmen gefahren wäre. Aber Jarmen hat leider keinen WWR für die Zwischenlagerung des Kajaks und am Sonntag auch keine passenden Verkehrsverbindungen parat.

Uferlandschaft an der Peene
Gestern noch lieblich – heute rauh und karg: Uferlandschaft an der Peene

Am Kummerower See angelangt mache ich noch einen kleinen Abstecher nach Verchin am Nordufer, wo ein Sandstrand, eine etwas verpeilte Gaststätte und vor allem eine gut ausgerüstete Kajakstation zu finden sind. Wer sich den Kummerower See sparen möchte, kann seine Peenetour auch hier starten und gegen Aufpreis sogar einen Rückholservice in Anspruch nehmen.

Kummerower See - Strand Verchin
Kummerower See – Strand Verchin

Info

Kartenansicht der Tour