Kajak-Tagestour Templiner Seen

11.09.2021 - Erkundungstour auf den Templiner Seen (Zaarsee, Fährsee, Bruchsee, Gleuensee, Templiner Stadtsee)

Länge: 24 km



Etwa auf halber Strecke zwischen Milmersdorf und Templin liegt der Zaarsee. Über eine kleine, direkt an der Landstrasse (L23) gelegene Badewiese ist ein bequemer Einstieg im flachen Wasser möglich. Über den Zaarsee kann man in den Fährsee, Bruchsee, Gleuensee und Templiner Stadtsee gelangen und über die Templiner Gewässer auch weiter zur Havel und in die weite Welt. Mir sollen die vier genannten Seen, die vor 15 tausend Jahren in der Weichsel-Kaltzeit von zurückweichenden Gletschern geschaffen wurden und Teil der hier charakteristischen Jungmoränenlandschaft sind, für den heutigen Sonntag reichen.

Badewiese Zaarsee
Zaarsee – Einstiegsmöglichkeit an der Badewiese

Der Herbst ist überraschend eingefallen. Der Tag hat neblig begonnen. Regen und sogar Gewitter sind angekündigt. Die Temperaturen sind noch mild, aber im Laub der Bäume macht sich schon der Gilb breit. Ich habe mich mit Regenjacke und Spritzdecke drapiert und bin gewappnet. Der Zaarsee nimmt mich bereitwillig auf. Ich lasse die kleine Marina neben der Badestelle hinter mir. Schilfzonen und Seerosenfelder bestimmen die linke Seenseite, rechts sind Erlen- und Kiefernwald dominierend. Schon nach einem knappen Kilometer gelangt man links durch eine Öffnung im Schilf in den weit größeren und langgestreckten Fährsee.

Dieser zeigt sich recht bleiern unter trübem Himmel.  Nur vereinzelt sind Angler in Ufernähe in ihren Kähnen unterwegs. Ich passiere die verlassene Wasserskistrecke und es fängt immer wieder an,  kurz zu regnen.

Auf dem Fährsee
Auf dem Fährsee – grau in grau

Der Fährsee macht nach etwa 2 Kilometern einen Knick nach links und entlang einer kleinen Bucht am linken Ufer ist ein Campingplatz gelegen,  an dem ich vor vielen Jahren mit der Familie die ersten Zelterfahrungen gemacht habe. Der Platz ist, wie viele im Osten, vorwiegend für Dauercamper eingerichtet, aber es gibt eine kleine Wiese für die temporären Gäste. Ich erinnere mich an Froschkonzerte, viele Mücken und eine schöne Kanutour nach Templin.

Unter einer Brücke, über die die B109 führt, gelange ich in den kleinen Bruchsee, der eher ein Scharnier zwischen dem Templiner Stadtsee im Westen und dem durch das Gleuenfließ erreichbaren Gleuensee im Norden darstellt und weniger wie ein abgeschlossener See wirkt. Ein Pärchen im Kanadier kommt mir in der Durchfahrt mit größerem regengeschütztem Tourengepäck entgegen, vielleicht auf einer Havelfahrt.

Brücke zwischen Fährsee und Bruchsee
Brückendurchfahrt zwischen Fährsee und Bruchsee

Auf dem Bruchsee kommt auch ein kleiner Ausflugsdampfer vorbei, der hier von Templin aus Runde um Runde eifrig die Seenkette abklappert und mir noch mehrfach begegnen wird.

Ausflugsdampfer Bruchsee
Ausflugsdampfer auf dem Bruchsee

Nach links öffnet sich die breite Durchfahrt zum Fährsee, aber ich paddle zunächst rechts über das Gleuenfließ zum waldumsäumten Gleuensee, der sich in einer Länge von etwa 1,5km nach Norden erstreckt.

Gleuener Fließ
Auf dem Gleuener Fließ

Ganz im Norden befindet sich das Naturcamp Gleuensee, das vom See nicht einzusehen ist, aber sicher gute Rast- und Übernachtungsmöglichkeiten bietet. Ich umrunde eine kleine Schilfinsel vor dem Ufer und will schon Richtung Bruchsee zurückpaddeln. Dann überredet mich die Neugier, einem Seitenarm des Gleuensees westwärts zu folgen. Nach 300 Metern gelangt man an eine Verbotsboje, die das Befahren mit Motorbooten untersagt und sofort den inneren Befehl auslöst, auch hier noch einmal weiterzupaddeln.

Boje am Gleuensee
Freie Fahrt für Kajaks am Gleuensee

Über eine dicke Schicht aus Hornkraut gelange ich in einen idyllischen, seerosenbewachsenen und von Erlenbruchsumpf gesäumten Wurmfortsatz des Sees (Knehdenfließ), der über etwa 600 Meter bis zu einer Unterführung führt.

Gleuensee
Sumpflandschaft am Gleuensee

Auch hier geht es noch weiter auf dem Knehdenfließ, das bis zum Netzowsee führen soll. Ich fahre durch die Tunnelröhre der Unterführung. Es wird eng, flach und etwas steinig. Und leider riecht es zumindest auf einem kleinen Abschnitt sehr muffig nach Kanalisation, auch wenn das Wasser klar ist. Es würde mich hier nicht wundern, wenn hier irgendwo Abwässer einfließen oder eine Leckage besteht.

Einfahrt zum Netzowkanal
Einfahrt zum Netzowkanal

Das Knehdenfließ, anderswo auch Netzowkanal oder Netzowgraben genannt, wirkt hier wirklich wie ein verwilderter Sumpf, scheint sich aber Richtung Netzowsee wieder etwas zu verbreitern, wenn man ihn auf Googlemaps betrachtet. Insgesamt verläuft er über eine Strecke von etwa 1 km.  Auch wenn’s spannend wäre, sich hier durchzuschlagen, passt eine weitere Erkundung nicht mehr in meinen Zeitplan und ich kehre um.

Netzowkanal
Irgendwo im Nirgendwo – Netzowkanal / Knehdenfließ

Zurück im Bruchsee biege ich jetzt westwärts in den Templiner Stadtsee ein, der sich langgestreckt über 3km bis nach Templin erstreckt.

Templiner Stadtsee
Auf dem Templiner Stadtsee

Das eintönige Grau hat sich endlich zum Nachmittag hin aufgelöst. Die Wolken liefern jetzt ein schönes wechselhaftes Lichterspiel auf Wasser, Kiefern, Erlen und Eichen am Ufer und die nahende Templiner Stadtkulisse. Am westlichen See-Ende führt neben Bootsanlegern eine Rampe sanft in Wasser. In dem kleinen Park könnte man gut Rast machen, einen Stadtbummel starten oder auch eine Tour beginnen oder beenden. Aber ich mache lieber noch einen kurzen Abstecher in den Templiner Kanal, der sich hinter einer Holzbrücke anschließt. Von hier wären es über den Kanal und Röddelinsee noch etwa 10km bis zur Havel mit verlockenden Perspektiven der Weiterfahrt Richtung Müritz oder Berlin.

Templiner Kanal
Templiner Kanal

Ok, auch das muß ich mir heute aus dem Kopf schlagen und ich drehe wieder um. Die Rückfahrt wird durch leichten Rückenwind angenehm unterstützt. Sonne und Wolken liefern weiterhin freundliche Bilder auf Seen und Landschaft und lassen die herbstgraue Hinfahrt in den Hintergrund treten. Einmal kreuzt eine über einen Meter lange Natter schlängelnd meinen Kurs. Noch eine kleine Pause am südlichen Ufersaum des Templiner Stadtsees und die Verausgabung bei dieser Tour hält sich in Grenzen, als ich schließlich wieder am Zaarsee angelange.

Auf dem Fährsee
Nachmittag auf dem Fährsee

Eine gute Entscheidung also, dem pessimistischen Wetterbericht nicht zu trauen, dafür lieber morgens regenimprägniert loszufahren und die Schönwetterüberraschung am Nachmittag dankend anzunehmen.

Badewiese am Zaarsee
The Beginning is also the End – zurück am Zaarsee

 

Kartenansicht der Tour