Kajak Sonntagstour auf den Lychener Seen

Auf dem Weg zur Müritz oder auch zur Ostsee über die Bundesstraße bin ich immer mal wieder an der kleinen uckermärkischen Stadt Lychen vorbeigekommen. Sie liegt inmitten eines Seenkreuzes. Oberpfuhlsee, Zenssee und Platkowsee liegen östlich der Stadt. Lychener Stadtsee, Nesselpfuhl, Wurlsee, der große und kleine Lychensee sowie der Mellensee liegen westlich. Die L23 führt mitten hindurch. Lychen lädt förmlich ein, sich hier einmal auf dem Wasser umzusehen.

Möchte man alle Seen befahren, kommt schon eine ordentliche Tagestour von über 30 Kilometern zusammen.

Soweit plane ich aber noch gar nicht, als ich den Wagen an einer Wiese direkt am Oberpfuhlsee abstelle. Eine kleine Steganlage am linken Wiesenrand eignet sich hier ideal zum Einsteigen.

Ich paddle zunächst auf dem windstillen Oberpfuhlsee nordwärts. Am linken Ufer sind noch Häuser und Gärten angesiedelt. Hier befindet sich auch ein Kajakverleih, den ein Pulk jugendlicher Freizeitkanuten ansteuert, um die Boote abzugeben. Danach – der See macht einen Knick nach Nordosten, wird es ruhiger und einsamer. Die Ufer sind bewaldet.

Am Ende des Sees, es sind nur knapp 1,5 km bis dahin, ist ein schönes Kleinod zu entdecken. Hinter ein paar Schilfbüscheln mündet der Küstrinchenbach in den Oberpfuhlsee, ein schmales Fließgewässer, das man bei ausreichend Wasserstand auch befahren kann. Er ist nur 6 km lang, schlängelt sich vom Ort Küstrinchen am großen Küstrinsee bis zum Oberpfuhlsee und weist dabei ein Gefälle von 9 Metern auf. D.h. hier fließt es wirklich. Der Bach darf allerdings nur ab einem Wasserstand von mind. 30 cm befahren werden. Das war leider offiziell zuletzt im April diesen Jahres der Fall. Der Pegelstand kann hier eingesehen werden.

Wenn ich es richtig mitbekommen habe,  ist allerdings grade vor meiner Erkundung ein Kajak-Zweier auf dem See aufgetaucht, der vorher nicht da war und genau aus der Ecke kam. Ich aber drehe brav und regelkonform wieder um. Gegen die Strömung, die hier zwar nur mässig ist, macht es auch nicht soviel Sinn, weiterzufahren. Ich denke, die Wassertiefe liegt tatsächlich nur knapp über 30cm. Auf jeden Fall eine schöne Tour für einen anderen Tag.

Ich paddle wieder zurück ins Zentrum von Lychen. Eigentlich ist mein Plan, jetzt einmal in den Lychener Stadtsee zu spicken und vielleicht sogar eine Runde auf dem großen Lychensee zu drehen. Leider kann man hier aber nicht einfach durchfahren. Der Stadtsee liegt mehr als 1 Meter tiefer als der Oberpfuhlsee und ein Wehr versperrt die Durchfahrt. Schuld daran ist die Ökonomie im Dienste des Herrn. Um 1400 wurde das Wehr auf Befehl des Klosterabts gebaut, damit die Klostermühle ordentlich Wasser bekam. Wie ich später feststelle, gibt es aber eine Durchfahrtmöglichkeit über die Mühlenpassage weiter nördlich am Oberpfuhlsee.

Über die Wiese am Spielplatz kann man natürlich ebenfalls umtragen. Auf der anderen Straßenseite führt gleich ein Weg hinab zu einer Steganlage, wie ich am Ende meiner Tour bemerke. Ok, dann eben heute nicht. Ich paddle weiter zum Zenssee, der über 3,5 km nach Südosten ausgerichtet ist.

Der Zenssee entstand aus Toteisblöcken der frühen Eiszeit, ist bis zu 29 Metern tief und bis 400 Meter breit. Nahe am Stadtgebiet von Lychen sind hier noch relativ viele Besucher unterwegs: In Badebuchten, mit Kajaks, SUPs oder in Angelkähnen. Dichte Kiefernwälder im Hintergrund und Erlen am Wasser schirmen den See ebenso ab wie hohe Böschungen rechts und links.

Einsamer wird es erst am anschließenden  Platkowsee, der über eine schmale Durchfahrt über das südöstliche Ende des Zenssees erreicht werden kann und über den man noch einmal über knapp 3 Kilometer weiter nach Südosten gelangen kann.

Ich mache hier eine kleine Raviolipause am östlichen Ufer und fahre dann weiter bis an das Ende des Platkowsees, der aus einer Schmelzwasserrinne der Eiszeit entstand. Hier soll sich laut GoogleMaps ein kleines Fließ befinden, das sich aber nicht so recht entdecken lassen will. Der Nachmittag ist jetzt weiter vorangeschritten. Bis zum Südende des Sees verirren sich nur wenige Paddler – zumindest jetzt bin ich ganz alleine, als es wieder zurück geht. Ich muss zugeben, dass mir etwas melancholisch zumute ist. Der Sommer geht zu Ende, das merkt man an den müden Blättern, der recht schmale Platkowsee wirkt zwar fast wie ein stiller Fluß, ist aber keiner, sondern doch nur eine Eiszeit-Sackgasse. Und der Sonntag ist eben auch nur der Tag vor dem Montag, wo es wieder an die Arbeit geht.

Später auf der Rückfahrt bevölkert sich die Szenerie wieder etwas mit ebenfalls zurückkehrenden Freizeitpaddlern, die schon vorher pausiert hatten.

Dass sich die Seen westlich von Lychen nur mit Umtragen ansteuern lassen und ich sie daher ausgelassen habe, ist etwas schade. Aber die fast 18 km reichen mir für den Nachmittag auch und sind ein guter Workout. Und über die westlichen Seen kann man über die Woblitz, Haussee und Stolpsee auch weiter bis zur Havel gelangen – hier ist auf jeden Fall mehr als eine kleine Rundfahrt drin….