Haveltour – Stößensee bis Wannsee
23.10.2022 - Kleine Sonntagstour entlang des Havel-Ostufers vom Stößensee bis zum Fähranleger am WannseeLänge: 10,5 km
Mehrmals im Jahr wandere ich mit meiner Frau auf dem Havelhöhenweg. Von der Stößenseebrücke aus geht es in einem ewigen Auf und Ab am östlichen Havelufer entlang, mal direkt am Ufer, dann wieder auf den Anhöhen des Grunewalds durch schöne Buchenwälder, die je nach Jahreszeit immer wieder neue Eindrücke und Ausblicke schaffen. Ein je nach Tempo auch die Kondition durchaus fordernder Spaziergang. Am Strandbad Wannsee biegen wir dann meist ab Richtung Spinnerbrücke, um beim dortigen Motorradtreff glücklich erschöpft Kalorien aufzutanken. Und um von dort schliesslich mit dem Bus entlang der Havelchaussee zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen.
Dieses Mal werde ich diese Strecke einmal vom Wasser aus betrachten und damit meiner Havelbefahrung eine weitere kleine Etappe hinzufügen. Als Einstieg ist eine flache Stelle links des zu dieser Jahreszeit schon geschlossenen Restaurantschiffes „Alte Liebe“ gut geeignet, nur ein paar Meter von meiner letzten Ausstiegsstelle entfernt. Hierhin kann man per Buslinie 218 über die Haltestelle „Am Postfenn“ gut zurückgelangen. Ich habe das Nortik Fold im Gepäck und endlich auch einen Weg gefunden, das Kajak im Paket einigermaßen rutschfest auf dem zur Sackkarre modifizierten Kajakwagen zu verzurren.
Es ist eine Sonntagstour mit mildem und zunächst sonnigem Oktoberwetter und nur leichtem Wind aus Südwest. Segelboote, die noch nicht im Winterlager sind, bevölkern die weite Wasserfläche und kreuzen südwärts. Das verzögerte Ausslippen hat sich gelohnt. Der Grunewald leuchtet in warmen Herbstfarben, die Wasserfläche ist nur leicht bewegt.
Ich paddle ebenfalls südlich der im Gegenlicht liegenden Halbinsel Schildhorn entgegen, wo der Slavenfürst Jaczo einst vor seinen Verfolgern flüchtend über die Havel schwamm und als Dank den christlichen Glauben anzunehmen gelobte. Ruderer aus den nahegelegenen Vereinen ziehen vorbei.
Als nächstes Denkmal taucht links vorab auf den Waldhöhen der Grunewaldturm auf, in der Ferne nicht ganz so klotzig wie aus der Nähe und in seinem roten Ziegelkleid schön mit den Herbstfarben harmonierend. An den Badestellen am Kuhhorn und unterhalb des Turms schicken Spaziergänger ihre Hunde ins Wasser.
Für ein Bad wäre es schon unangenehm kühl. Ich habe mir ein paar kniehohe Neoprenstrümpfe besorgt, die zusammen mit Neoprenschuhen gut gegen die Kälte schützen und einen trockenen Ein- und Ausstieg im flachen Wasser ermöglichen. Nach etwa 4,5 Kilometern kommt die kleine Insel Lindwerder in Sicht. Eine Fähre kreuzt, bevor ich zwischen Grunewaldufer und der Insel vorbeipaddele.
Noch einmal 2 Kilometer weiter komme ich schon an der Badebucht „Großes Fenster“ vorbei, die tatsächlich einen sehr schönen Ausblick auf den hier breitesten Abschnitt der Havel gibt.
Voraus liegt jetzt die Insel Schwanenwerder. The good, the bad and the ugly der Berliner Haute Volée, von Joseph Goebbels bis Axel Springer geben sich hier seit über 100 Jahren die goldenen Villenklinken in die Hand.
Hier kann man durch eine schmale Brückendurchfahrt auf die andere Inselseite zum dortigen Yachthafen und so weiter zum Wannsee gelangen, der sich nun nach Südosten erstreckt.
Das Strandbad Wannsee liegt eingemottet und verwaist da. Die verbliebenen Badegäste sind jetzt gefiedert und haben den Strand vollständig eingenommen. Ich lande hier kurz am Ufer an.
Noch 2 Kilometer geht es jetzt am Wannsee-Ostufer entlang, das nun durchgehend mit Privatgrundstücken gesäumt ist und mit seinen kai-artig befestigten Uferwänden eher trostlos wirkt.
Hinter dem Fähranlieger befindet sich links der Durchfahrt zum Kleinen Wannsee ein kleiner Park mit einer treppenartigen Uferbefestigung, an der ich aussteige und die Sonntagstour mit weiteren 10,5 Kilometern auf meiner Havel-Logge beende.
Wie immer, wenn ich mit dem Faltboot unterwegs war, ergibt sich auch hier eine logistische Anekdote bei der Rückreise mit dem Bus: Diesmal ist es nicht peinlich für den öffentlichen Nahverkehr, sondern für mich. Denn ich habe meine FFP2-Maske vergessen. Während ich sonst als bekennender Corona-Paranoiker maskenlose Mitpassagiere mit schneidenden Laserblicken durchbohre, muss ich diesen Laserstrahl während der Fahrt entlang der Havelchaussee im vollen Bus, umgeben von meist ältlichen Zehlendorfer Ehepaaren, auf mich selbst richten. Touché.