Durch die Bülten im Saaler Bodden

07.09.2018 - Kleine Kajaktour auf dem Darss durch die Borner und Neuendorfer Bülten

Länge: 12,5 km



Die Darsser Boddenlandschaft ist ein Traum. Über die weiten Wasserflächen ziehen wechselnde Wolkengebirge, entfernt am Horizont stehen nur ein paar Windräder, Kirchtürme, Kühe und sonst gibt es hier – vor allem nichts. Das Zentrum des Darsser Boddens ist für mich der Ort Born, genauer der Zeltplatz Regenbogencamp am westlichen Ortsende. Der über Kilometer hin langgestreckte Ort mit seinen Reethäusern strahlt erstmal eine eher einschläfernde Langeweile aus – das richtige Boddenfeeling ergibt sich erst auf dem Zeltplatz, auf dem sich seit Jahren Windsurfer und Kiter tummeln, die das grosse Stehrevier zu schätzen wissen, sowie Familien und Rad- und Kanutouristen, die den eher spartanischen Komfort dem Rummel und Gedränge der Ostseezeltplätze vorziehen. Wer den Bodden aktiv mit dem Kajak erkunden will, ist daher in Born genau richtig. Von hier kann man Kajak-Touren nach Osten (Wiek, Prerow, Zingst, Barth) oder nach Westen unternehmen (Ahrenshoop, Wustrow, Dierhagen, Ribnitz). Daher muss ich hier jedes Jahr zumindest einige Tage in Zelt oder Wohnwagen verbringen, um einmal abzuschalten.

Saaler Bodden bei Born
Saaler Bodden bei Born

Zwischen dem Bodstedter Bodden und dem weiten Saaler Bodden, der bis nach Ribnitz-Damgarten reicht, zieht sich eine schilfbestandene Inselgruppe hin, die Bülten, genauer die Borner Bülten im Norden und die zum Binnenland, d.h. südlich gelegenen Neuendorfer Bülten. Beide Inselgruppen sind getrennt von einem größeren Durchbruch, dem Koppelstrom.

Der Campingplatz verfügt über eine kleine flache Schilf-Bucht zum Einstieg. Hier gibt es auch einen Surf- und Kiteverleih, der  neben Windsurf-Boards auch SUPs und Kajaks vermietet.

Hier steige ich ein für eine kleine Rundtour durch die Bülten, bis nach Neuendorf – etwa 6 km auf der südlichen Boddenseite  gelegen – und wieder zurück.

Die Fahrt geht zunächst nach links, relativ nah am Ufer entlang. Die Wassertiefe beträgt hier nur 1-1,5 Meter – erst einige Hundert Meter vom Ufer ist das Wasser nicht mehr stehtief, wobei der Wasserstand auch abhängig davon ist, ob der Wind das Wasser grade in den Bodden drückt (Ostwind) oder hinausdrängt (Westwind). Da sich aufgrund der z.T. viele Kilometer langen Anlaufstrecke bei Windstärken > 4 Beaufort eine erhebliche Kabbelwelle bilden kann, ist das Fahren in der stehtiefen Zone auch ein Sicherheitsgewinn. Mit einem Kanadier, zumal ohne Auftriebskörper sollte man auf keinen Fall den offenen Bodden befahren, da das Wetter in wenigen Minuten umschlagen kann, wie ich noch erfahren sollte.

Nach etwas mehr als einem Kilometer gelange ich schon an den Rand der Bülten und nehme eine schmale Durchfahrt. Schiffsverkehr durch die Bülten ist nur auf einer ausgezeichneten schmalen Fahrrinne möglich, die Wassertiefe ausserhalb dieser Rinne beträgt zum Teil nur noch 30 cm. Auch wenn der Saaler Bodden durchaus um die drei Meter tief ist, sieht man ausser den Fähren, den flachgehenden Zeesbooten, Angelbooten und gelegentlichen Seglern in der Regel kaum durchfahrende Schiffe im Bodden – das hat natürlich auch mit der Hebebrücke bei Meiningen zu tun, die nur 2x am Tag öffnet und den Schiffsverkehr ausbremst. Mit dem Kajak kommt man natürlich überall durch und hat den Bodden ganz für sich, wenn man die turbulente Zone der Surfer und Kiter erstmal verlassen hat.

Hinter der ca. 250 Meter langen Durchfahrt erscheint westlich in etwa 600m Entfernung der Hafen Born – mit dem Fischimbiss direkt am Pier eine gute Rastgelegenheit. Hier besteht neben der Möglichkeit zu Zeesboot-Ausfahrten auch eine Abfahrtsmöglichkeit für Dampfer-Touren nach Wustrow, Ribnitz  oder auch Hiddensee, die ich für Boddensüchtige sehr empfehlen kann.

Borner Bülten - Blick auf Hafen Born
Borner Bülten – Blick auf Hafen Born

Auf der Rückseite der Bülten ist das Wasser in der Windabschirmung nahezu spiegelglatt und ruhig – ich nehme entlang der Fahrrinnenbetonnung Kurs nach Süden.

Borner Bülten - Fahrwasser
Borner Bülten – Fahrwasser

Die Fahrrinne führt nun zwischen den Borner und Neuendorfer Bülten schräg hindurch wieder auf den Saaler Bodden zurück und dann links in einen durch die Bülten führenden kanalartigen Durchbruch, an dessen Ufer ein einsames, etwas verwunschen wirkendes Holzhäuschen mit kleiner Steganlage steht. Ich habe mich immer gefragt, wozu dieses Haus dient – vielleicht als Behausung eines Vogelwarts? Ich konnte es bislang nicht herausfinden.

Borner-/Neuendorfer Bülten - einsames Haus
Borner-/Neuendorfer Bülten – einsames Haus

Der Stichkanal führt wieder zurück auf die Südostseite der Bülten. Von hier sind es noch etwa 1,5 km zum kleinen Hafen von Neuendorf, der auch über einen kleinen Strand verfügt, an dem man gut anlanden kann. Ich drehe nur eine Runde durch den Hafen und mache mich gleich wieder auf den Rückweg.

Hafen Neuendorf
Hafen Neuendorf

Am westlichen Horizont hat sich inzwischen unbemerkt eine Wetterfront aufgebaut und schiebt sich als dunkelgraublaue Wolkenmasse in beängstigender Geschwindigkeit auf mich zu Richtung Nordost. Die etwa 6 km lange Rückfahrt nach Born wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Ich werde wohl eine knappe Stunde benötigen. Noch ist  allerdings alles ruhig, wenn auch bei Westwind Stärke 3 etwas mehr Welle aufläuft als auf der Rückseite der Bülten. Ich mache einige Photos von der heranziehenden Front, die ein irreales silbriges Licht auf das Wasser zaubert.

Wetterfront auf dem Saaler Bodden
Wetterfront auf dem Saaler Bodden

Auf Höhe von Ahrenshoop sind schon Regenstriche am Horizont zu sehen. Kurz vor Born holt mich dann die Front ein, aber noch bevor Sturmböen und Sturzregen einsetzen, schaffe ich es zurück zum Zeltplatz und in den warmen Wohnwagen.

Adressen:

Regenbogencamp Born:

Nordstraße 86, 18375 Born am Darß
Telefon: 038234 244
Web: https://www.regenbogen.ag/ferienanlagen/born.html

Kite- und Windsurfcenter Born (mit Kajakverleih):

Kartenansicht der Tour