Durch den Gosener Graben
17.07.2022 - Kurze Kajaktour durch den Gosener Graben bei ErknerLänge: 11 km
Der Gosener Graben stellt neben dem Gosener Kanal eine Verbindung zwischen dem Dämeritzsee bei Erkner und dem Seddinsee im Süden her. Während der Kanal als eine eher öde Durchfahrtstrecke für Motorbootfahrer deklarier werden kann, ist der Gosener Graben ein echtes Kleinod, das nur von Paddlern befahren werden darf. Und selbst das war wohl in den letzten Jahren öfter mal strittig. Zudem hatten Sturmschäden den Gosener Graben eine zeitlang unbefahrbar gemacht. Aber das ist zunächst Geschichte und die grade mal 4 km kurze gewundene Strecke ist befahrbar und eine unbedingte Empfehlung.
Mit dem Regionalzug gelange ich mit dem Nortik-Fold im Gepäck per 9 EUR Ticket problemlos vom Alexanderplatz bis nach Erkner an den Dämeritzsee. Vom Bahnhof sind es knapp 350 Meter bis zur Brücke am Flakenfließ, wo rechts ein bequemer Einstieg auf einer Uferwiese möglich ist. Nur den Zeitpunkt sollte man abpassen, da ein reger Motorbootverkehr herrscht und sich die Wellen an den hölzernen Uferbefestigungen reflektieren.
Ich überquere das Flakenfließ und komme rechts am Südufer des Dämeritzsees entlangpaddelnd zunächst an der Müggelspree-Einmündung vorbei. Der warme und sonnige Sonntag hat eine Menge Partyvolk in Flössen auf den See gelockt und direkt vor der Müggelspree ankert eine Horde pubertierender Teenager und beschallt den ganzen See. Nun gut, liebe Teenager, verschwendet Eure Jugend – das habe ich damals leider auch gemacht. Die Müggelspreemündung ragt etwas in den See und wenn man diesen „Vorbau“ umpaddelt, kommt schon der Gosener Kanal in Sicht und gleich links davon, im Schatten liegend, die Einfahrt in den Gosener Graben, der mich in sein Laubdickicht aufnimmt.
Das nachfolgende Wasser-Idyll triggert in Sekundenschnelle einen inneren Meditationsknopf und lässt den nervenden Partylärm auf dem Dämeritzsee sofort vergessen.
Konsequenterweise hat jemand bereits eine philosophische These aus der Stimmung entwickelt, der sich hier wohl niemand entziehen kann und der ich mich zu 100% anschliessen kann:
Auf der ganzen Strecke kommen mir lediglich eine Kajakfahrerin und ein Pärchen auf SUPs still entgegen. An einer Stelle liegt ein umgefallener Baum quer über den Graben, der grade noch umfahrbar ist.
Nach wenigen Kilometern mündet der Gosener Graben in den weitläufigen und schönen Seddinsee, der aber auch wieder Motorboote, Jetskis und auch den BER Fluglärm bietet.
Linkerhand liegt eine weitläufige Zone mit Seerosenfeldern, die einige Inseln (Schmöckwitzer Bruch, Dommelwall, Nixenwall) dicht umschließen. Nur an einer Stelle führt eine kleine Durchfahrt durch die Inseln und ich mache einen Abstecher, der zum Ortsteil Gosen mit einigen Bootsstegen führt. Die Weiterfahrt hinter den Inseln nach Süden scheint auf Googlemaps problemlos möglich, scheitert aber realiter an einem dichten Schilfgürtel, der die Durchfahrt in den Seddinsee unmöglich macht. Ich fahre daher wieder zurück.
Am Südostufer des Seddinsees mündet auch der Oder-Spree Kanal. Hier könnten sich verschiedene Touren anschliessen: Z.B die Umrundung der Schmöckwitzer Halbinsel über Crossinsee, Grossen Zug und Zeuthener See. Oder die Weiterfahrt bis nach Fürstenwalde und von dort über die Müggelspree wieder zurück zum Dämeritzsee.
Ich aber paddle weiter nach Süden und gelange über die Dahme und unter der Schmöckwitzer Brücke hindurch zu der am Nordrand des Zeuthener Sees gelegenen Badewiese, wo diese schöne Tour endet.
Die Rückfahrt mit der Tram nach Köpenick und von dort mit der S-Bahn zum Alex und wieder mit der Tram nach Hause gestaltet sich mühselig. Mehrfach ausgefallene Fahrstühle, defekter Zug in Köpenick, Fahrtunterbrechung von Ostbahnhof zum Alex – mehr Schikane ist kaum vorstellbar: Der öffentliche Nahverkehr ist offenbar mal wieder von professioneller Hand zum Hindernisparcours Schwierigkeitsstufe III umgestaltet worden. Danke, BVG dafür. Soviel umgefallene Bäume bietet der Gosener Graben nicht. Nur leider fehlt das Naturerlebnis, hier bestünde noch Verbesserungsbedarf.