Auf dem Saaler Bodden von Ribnitz-Damgarten bis Born

04.09.2025 - Tagestour auf dem Saaler Bodden von der Recknitz-Einmündung bei Ribnitz-Damgarten über Dändorf, Dierhagen, Wustrow und Althagen bis nach Born

Länge: 26 km



Wer einmal den Darss und dessen Boddenseite besucht hat, wird wissen, dass man hier ein ganz besonderes Gefühl erfährt: das Gefühl einer einzigartigen Weite und Ruhe (nun ja – wenn es nicht grade stürmt). Ein Blick auf die Karte zeigt, dass diese Weite durchaus begrenzt ist auf ein paar Kilometer, aber man kann vielleicht sagen : sie ist kommensurabel für die menschliche Wahrnehmung, und man reagiert darauf instinktiv – als wäre die Empfindung für Weite einprogrammiert in das Sensorium. Auch die Ostsee ist – planetarisch betrachtet – nur ein Tümpel, aber durch den meist offenen Horizont kann man sie nicht mehr mit den Augen durchmessen und gelangt an eine Grenze, die man zwar auch genießen kann, die einen aber in der Regel sehnsüchtig an den Strand oder die Küstenlinie verbannt, wenn man nicht grade eine Yacht oder ein Kreuzfahrt-Ticket besitzt. Der Bodden dagegen ist erfahrbar auch im ganz praktischen Sinne – mit dem Kajak, dem SUP, Windsurfbrett oder Kite, der Fähre oder einem Zeesboot. Auf dem Darss muss man sich natürlich auch nicht entscheiden: Ostsee oder Bodden – das kann man alles an einem Tag erfahren und erfährt dabei meist eine seelische Grundreinigung und mentale Durchlüftung, die eine Weile anhält.

Der Darss weist eine Kette aus 3 flachen Boddengewässern auf: den Barther Bodden im Nordosten mit Zugang zu Ostsee und Strelasund, den Bodstedter Bodden in der Mitte und am südwestlichen Ende den Saaler Bodden. Erstere beiden Bodden habe ich schon einmal bepaddelt auf einer schönen Tour von Barth nach Born. Diesmal möchte ich den Saaler Bodden durchmessen.

In den südlichen Zipfel des Saaler Boddens mündet das Flüßchen Recknitz und hier gibt es nahe der Mündung den Wasserwanderrastplatz am Hafen Damgarten mit kostenfreiem Parkplatz. Am dortigen Steg kann man bequem einsteigen und so noch ein Stück Recknitz mitnehmen, bevor sich der Bodden öffnet.

Kajaksteg am Hafen Damgarten
Kajaksteg am Hafen Damgarten
Recknitz bei Damgarten
Recknitz bei Damgarten

Nach einem knappen Kilometer bin ich auch schon am Bodden angelangt. Linkerhand ist das Städtchen Ribnitz-Damgarten sichtbar, das ich als erstes Etappenziel ansteuere.

Recknitzmündung Saaler Bodden
Recknitzmündung Saaler Bodden

Ribnitz-Damgarten habe ich schon mehrfach besucht. Es geht ein Fährschiff von Born aus dorthin – man kann den Bodden genießen mit Fahrt durch die Neuendorfer Bülten, Zwischenstation in Ahrenshoop und Wustrow und dann mit dem Fahrrad über die schöne Wiesenlandschaft des Boddens und später auf der Ostseeseite zurückfahren und Badestopps nach Belieben einlegen.

Ribnitz-Damgarten vom Saaler Bodden aus betrachtet
Ribnitz-Damgarten vom Saaler Bodden aus betrachtet

Ich paddele in etwa 200 Meter Entfernung am westlichen Boddenufer entlang und überquere nach etwa 4 Kilometer eine Halbbucht bis zum Hafen Dändorf. Der Gegenwind aus Nordwest hat hier etwas aufgebrist und schnell baut sich die kurze steile Welle auf, die typisch für den Bodden und mit Vorsicht zu genießen ist. Natürlich habe ich keine Spritzdecke aufgezogen und es ist keine gute Idee, diese erst überzupfriemeln, wenn das Kajak schon etwas kippelig wird und die Wellen schon Ausschau nach der Sitzluke halten. Aber es klappt und ich bleibe trocken. Allerdings bin ich mir etwas unsicher, ob ich tatsächlich die vordere Luke korrekt mit dem Neoprendeckel verschlossen habe. Denn die Plastikkappe verdeckt zwar die Luke, ist aber nicht wasserdicht. Bei einer Kenterung würde das Kajak vorne volllaufen und es wäre sehr umständlich, das Wasser wieder herauszubekommen.

Wind und Welle werden aber schon wieder schwächer, als ich unter Land komme und den Hafen Dändorf erreiche.

Hafen Dändorf am Saaler Bodden
Hafen Dändorf

Ich pausiere nicht sondern paddle weitere 3 Kilometer bis zum Hafen Dierhagen, den ich nach einer kurzen Dümpelpause ebenfalls links liegen lasse.

Hafen Dierhagen am Saaler Bodden
Hafen Dierhagen

Nah am westlichen Ufer muss ich den Blick nur nach rechts schweifen lassen, um die Boddenweite in Augenschein zu nehmen.

Auf einem einsamen Poller mitten im Bodden haben sich Kormorane niedergelassen.

Kormorane auf dem Saaler Bodden
Kormorane auf dem Saaler Bodden

Noch einmal 5 Kilometer und ich bin vor Wustrow angekommen, unschwer zu erkennen an der Landmarke des prägnanten Turms der Fischländer Kirche, die im späten 19. Jhdt. im neugotischen Stil auf dem Grund einer alten Holzkirche aus dem 12. Jhdt. erbaut wurde. Links der Kirche sieht man auch das Gebäude der ehemaligen „Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde-Wustrow“ (IHS), an der zu Ostzeiten jahrzehntelang nautischer Nachwuchs ausgebildet wurde. 1992 geschlossen und nur als Ruine präsent, sind die Gebäude zu einer im Jahr 2000 eröffneten Appartementanlage umgebaut – für mich ein trauriges Zeichen der fortschreitenden Touristifizierung des Darss.

Wustrow am Saaler Bodden
Wustrow in Sicht

Auch hier mache ich nicht Halt, denn vor 2 Tagen saß ich erst mit meiner Frau am Holzsteg des Wustrower Hafens, um den Zeesbooten beim Segeln zu zuzusehen.

Ich umrunde die nach Osten ausholende schilfgürtelbewehrte Landzunge und paddle nordwärts Richtung Ahrenshoop zum dortigen Hafen Althagen. Weitere 5 Kilometer sind es bis dahin.

Zeesboot auf dem Saaler Bodden bei Althagen
Zeesboot auf dem Saaler Bodden bei Althagen

Es geht an der langen nördlichen Boddenseite entlang, die vor einigen Jahren hinter dem Ufer, wo ein schöner Radweg zwischen Born und Ahrenshoop entlangführt, großflächig überflutet wurde. Die früheren von Gräben durchzogenen sattgrünen Wiesen sind nun einer großen Wasserfläche gewichen, sozusagen einem Bodden hinter dem Bodden. Dies war eine Ausgleichsmaßnahme für die Vertiefung des nördlichen Peenestroms. Ich muss zugeben: Rein subjektiv habe ich nicht das Gefühl, durch diese im Grunde auch künstliche, da schleusenregulierte Renaturierung würde die Artenvielfalt nun großartig bereichert worden sein. Ich habe eher den Eindruck, dass die Zahl von Vögeln und Insekten abgenommen hat. Und die Wasserbüffelherde, die hier am Ufersaum grast, sieht auch nicht grade nach lokaler Fauna aus.

Kajak auf dem Saaler Bodden
Sicht vom Ufer des Saaler Boddens nach Süden

Es sind noch einmal 5 Kilometer, bis ich bei schon beginnender Dämmerung am Regenbogencamp Born ankomme, wo mich meine Frau erwartet, die die Strecke – mir weit voraus – mit dem Fahrrad befahren hat.

Badebucht Zeltplatz Born
Badebucht Zeltplatz Born

Fazit der Tour: Irgendwo zwischen den Religionen sollte vielleicht auch noch der Boddhismus seinen Platz finden – er beruhigt ganz unaufdringlich und anhaltend die Seele – wenn es nicht grade stürmt.

Kartenansicht der Tour