Rund um den Wolletzsee

06.05.2018 - Eine kleine Kajaktour um den Wolletzsee bei Angermünde

Länge: 13,5 km



Direkt westlich der uckermärkischen Kleinstadt Angermünde liegt der Wolletzsee, ein länglicher, an einer Stelle nur ca. 150 Meter schmaler, im Westen aber auch bis zu 900 Meter breiter, mit Eiszeit-Gletscherwasser gefüllter Endmoränensee, der sich von West nach Ost in etwa 5,5 km Länge erstreckt. Im See liegen 2 größere und eine winzige Insel. Der Stasi-Minister Erich Mielke hatte hier einst sein Jagddomizil.

Ein schöner und interessanter See für meinen Kajak-Saisonanfang und eine kleine Sonntagstour.

Die Anfahrt gestaltet sich baustellenbedingt etwas umständlich vom Werbellinsee aus über kleine holprige Landstraßen via Althüttendorf, Neugrimnitz, Grumsin, Altkünkendorf bis zur am Ostrand des Wolletzsees gelegenen Ortschaft Gehegemühle. Dort befindet sich eine große Parkplatzwiese auf einer Hügel-Lichtung, die offenbar ein Geheimtipp für Wohnmobilisten ist. Ich versuche zunächst zu Fuss einen Einstiegsort am See zu finden, was sich aber schwierig gestaltet. Am Ufer befinden sich eine langgezogene Ansiedlung idyllischer Datschen am See ohne irgendeine Uferlücke, ein kleiner, wohl eher für Dauercamper ausgelegter Campingplatz und das eingezäunte Strandbad. Campingplatz und Strandbad sind noch bis Mitte Mai geschlossen. Ein Datschenanwohner, den ich nach einer Einstiegsmöglichkeit frage, weist mich auf eine flache Betonbrücke am südöstlichen Seeufer hinter der Siedlung hin. Dort finde ich aber nur trübes Morastwasser in einem kleinen, von umgekippten Bäumen überhangenen Rinnsaal an einem sumpfigen Ufer. Zwar nicht unmöglich, aber schwierig, hier einzusetzen.

Ich sehe mich in die andere Richtung um und entdecke hinter dem Strandbad am nordöstlichen Seerand einen Waldpfad, der nach ca. 200 Meter zu einer kleinen freien Uferstelle führt und wahrscheinlich Teil eines Rundweges um den See ist. Am Strandbad lässt es sich wunderbar parken, das Bavaria Kajak wird per Kajakwagen über den Waldweg gerollt und nach wenigen Minuten bin ich auf dem See.

Einstiegsstelle am Wolletzsee
Einstiegsstelle am Wolletzsee

Der ganze östliche Uferbereich ist stark bewaldet, hauptsächlich mit Eichen. Die Natur steht in voller Maiblüte, Himmel blau, Rückenwind lau, nur wenige Angelboote auf dem ganzen See – wunderbar.

Wolletzsee - Sicht nach Westen
Wolletzsee – Sicht nach Westen

Gegen den Uhrzeigersinn paddele ich am nördlichen Ufer entlang, umkreise die kleinere der beiden waldbestandenen Inseln und erblicke am Nordufer etwas erhöht und zurück gelegen das inzwischen als kardiologische Rehaklinik dienende Ex-Stasi-Jagdschloss Mielkes, das ursprünglich Anfang des 19. Jhdts. erbaut, von den Nazis aber 1934 ersetzt wurde . Wie so oft scheinen sich die Mächtigen aller Couleur über die Jahrhunderte und Jahrzehnte die Klinke in die Hand zu geben. Inzwischen gehört das Anwesen und ein am Ufer gelegener Gutsneubau westlich davon dem Logistik-Unternehmerpaar Fiege. Die Fieges engagieren sich zwar im Naturschutz der Umgebung, standen aber gleichzeitig aber auch wg. der Abholzung vieler hundert alter Eichen, die möglicherweise schnöde zu Parkettholz verarbeitet wurden, in der Kritik. Spannungsreiche Pole also, vom engen Datschenidyll des Kleinbürgers im Osten zum weitläufigen Millionärsanwesen im Westen.

Mielkes Stasi-Jagdschloss
Mielkes Stasi-Jagdschloss, jetzt Reha-Klinik

Hinter den beiden grösseren Inseln, die nur Wolletzinsel 2 und Wolletzinsel 3 heissen, öffnet sich der See nach Westen und ist von der typisch uckermärkischen hügeligen Ackerlandschaft umgeben.

Zwischen Wolletzinsel II und III
Zwischen Wolletzinsel II und III

Hier liegt auch die Wolletzinsel 1, eine morastige halbversunkene Miniinsel mit nur wenigen Bäumen. Fast am Westufer angekommen mache ich eine kleine Pause und sehe, dass direkt am See eine kleine asphaltierte Strasse entlangführt, auf der einige Radtouristen unterwegs sind.

Kajakpause am Wolletzsee - Westufer
Kajakpause am Wolletzsee – Westufer
Auf dem Wolletzsee - Blick nach Osten
Auf dem Wolletzsee – Blick nach Osten

Auf der Rückfahrt am Südufer weht der Wind kühlend entgegen. Ich fahre am Schluss noch die südöstliche See-Ecke aus, an der Datschenkolonie, dem Campingplatz und dem Strandbad vorbei zu meiner Einstiegsstelle.

Pfahlhaus am Wolletzsee
Pfahlhaus am Wolletzsee
Wolletzsee - Datschensiedlung am Ostufer
Wolletzsee – Datschensiedlung am Ostufer

Justamente kommen nun grade 2 typisch uckermärkische Jungmänner (gross, muskulös, kurzgeschoren, Wadentatoos) mit ihrem Kampfhund zur Uferstelle. Ich stelle mich freundlich und naiv und lasse mich vom ins Wasser hechelnden, stöckchenjagenden Kampfhund nicht irritieren. Nach einigen Minuten ziehen die beiden sympathischen Zeitgenossen auch schon wieder ab.

Wolletzsee - verlassene Steganlage
Wolletzsee – verlassene Steganlage

Ich fahre noch im sonntäglich verschlafenen Angermünde vorbei, trinke einen Kaffee am Markplatz, schaue einmal kurz auf den eher uninteressanten Mündesee und zurück geht es.

Kartenansicht der Tour